Auch Zwerge haben klein angefangen

Film
Titel Auch Zwerge haben klein angefangen
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1970
Länge 96 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Werner Herzog
Drehbuch Werner Herzog
Produktion Francisco Ariza
Musik Florian Fricke
Kamera Thomas Mauch
Schnitt Beate Mainka-Jellinghaus
Besetzung
  • Helmut Döring: Hombré
  • Gerd Gickel: Pepe
  • Paul Glauer: Erzieher
  • Erna Gschwendtner: Azucar
  • Pepi Hermine: Der Präsident
  • Gisela Hertwig: Pobrecita
  • Gerhard März: Territory
  • Hertel Minkner: Chicklets
  • Gertrud Piccini: Piccini
  • Marianne Saar: Theresa

Auch Zwerge haben klein angefangen ist ein surrealistisches Filmdrama aus dem Jahr 1970 von Werner Herzog. In der „verstörenden Parodie auf die Gesellschaft“ übernehmen Verrückte die Herrschaft über ihre Unterkunft und es bricht Anarchie aus.[1] Darsteller sind ausschließlich kleinwüchsige Schauspieler.

Von der „Filmselbstkontrolle zuerst gesperrt und dann doch freigegeben, von der Filmbewertungsstelle gleich als ‚besonders wertvoll‘ prädikatisiert“, wurde der Film zwei Jahre nach seiner Fertigstellung in einem Nebenprogramm der Filmfestspiele von Cannes uraufgeführt.[2] Kontrovers bewertet fand der Film zunächst keinen Verleih.[3]

Handlung

Der Film handelt von den Bewohnern eines Erziehungsheims in einer abgelegenen Provinz. Aus disziplinarischen Gründen dürfen einige der Bewohner nicht mit auf einen Ausflug, die ungewohnte Freiheit durch Abwesenheit des Direktors wird von ihnen genutzt, aus der gewohnten Ordnung auszubrechen, und äußert sich in blinder Gewalt und Zerstörungswut. Der diensthabende Erzieher nimmt einen der randalierenden Bewohner in Gewahrsam und verschanzt sich auf dem Gelände. Ohne einen angreifbaren Gegner von außen eskaliert die Situation immer mehr und die Aggression und Gewalt nimmt unter den Aufrührern immer mehr zu.

Der Film verbildlicht – dargestellt durch die ausschließlich kleinwüchsigen Schauspieler – normale Menschen in einer überdimensionierten Welt, der sie nicht mehr gewachsen sind.

Hintergrund

  • Der Film ist der zweite Teil von Herzogs inoffizieller Trilogie, die anderen Filme sind die Dokumentation Die fliegenden Ärzte von Ostafrika von 1969 und Fata Morgana aus dem Jahr 1971.
  • Der in der Ödnis Lanzarotes gedrehte Schwarzweißfilm kam mit einem Budget von 200.000 US-Dollar aus.
  • Nachdem bei den Dreharbeiten ein Darsteller von einem Auto überrollt worden war und später auch noch Feuer gefangen hatte, versprach Herzog in einen Kaktus zu springen, falls alle die Dreharbeiten überleben würden. Dieses Versprechen hielt er auch ein und hatte darauf ein halbes Jahr unter seinen Verletzungen zu leiden.[4]

Kritiken

„Wie in Lebenszeichen schildert Herzog auch in seinem zweiten Spielfilm einen radikalen Ausbruchsversuch aus der Welt der Hierarchien und Konventionen, dem der Rückfall in zwanghafte Wiederholung folgt. Mit irritierenden, oft surrealistischen Bildfolgen sprengt der Film herkömmliche Erzähldramaturgien und strebt nach visionärer Grenzüberschreitung. Zahlreiche Motive aus Herzogs späterem Werk klingen an: die Gesellschaft, gesehen aus der Perspektive von Randexistenzen; Visionen vom Zusammenbruch der bürgerlichen Werte; Wahn und Besessenheit als wirklichkeitsgestaltende Kräfte.“

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Even Dwarfs Started Small. The Film Society of Lincoln Center, abgerufen am 30. Juni 2016 (englisch): „[…] deranged parody of human society […].“ 
  2. Wolf Donner: Unartige Liliputaner. Die Zeit, 17. Juli 1970, abgerufen am 30. Juni 2016. 
  3. Werner Herzog. Eine Werkschau. Deutsches Historisches Museum, abgerufen am 30. Juni 2016. 
  4. Jonathan Cott: Werner Herzog: Signs of Life. Rolling Stone, 18. November 1976, abgerufen am 9. Dezember 2015 (englisch). 
  5. Auch Zwerge haben klein angefangen. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 21. Mai 2021. 
Filme von Werner Herzog

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