Chudnovsky-Algorithmus

Der Chudnovsky-Algorithmus ist eine von den Chudnovsky-Brüdern im Jahre 1988[1] entwickelte iterative Methode zur Berechnung beliebig vieler Nachkommastellen der Kreiszahl π. Jede Iteration liefert durchschnittlich 14,81 weitere Dezimalstellen.[2] Der Algorithmus basiert auf der Konvergenz einer verallgemeinerten hypergeometrischen Reihe:[3]

1 π = 12 k = 0 ( 1 ) k ( 6 k ) ! ( 545140134 k + 13591409 ) ( 3 k ) ! ( k ! ) 3 640320 3 k + 3 / 2 . {\displaystyle {\frac {1}{\pi }}=12\sum _{k=0}^{\infty }{\frac {(-1)^{k}(6k)!(545140134k+13591409)}{(3k)!(k!)^{3}640320^{3k+3/2}}}.\!}

Dieser Algorithmus wurde seitdem für alle Weltrekordberechnungen eingesetzt, siehe Rekorde der Berechnung von π.

Entwicklung

Heegner-Punkte können dabei helfen, sehr schnell konvergente Reihen zu finden, die gegen die Kreiszahl π {\displaystyle \pi } konvergieren. Vorläufer solcher Reihentypen waren schon von Srinivasa Ramanujan zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckt worden. Die Brüder David und Gregory Chudnovsky nutzten schließlich die Punkte τ = 1 + i n 2 {\displaystyle \tau ={\tfrac {1+i{\sqrt {n}}}{2}}} mit natürlichen Zahlen n {\displaystyle n} , um die Arbeiten von Ramanujan weiterzuführen. Dabei fanden sie eine für j ( τ ) := 1728 J ( τ ) {\displaystyle j(\tau ):=1728J(\tau )} und all diese Heegner-Punkte gültige Reihenidentität

k = 0 ( 1 6 ( 1 s 2 ( τ ) ) + k ) ( 6 k ) ! ( 3 k ) ! k ! 3 1 j ( τ ) k = J ( τ ) π 1 n ( 1 J ( τ ) ) , {\displaystyle \sum _{k=0}^{\infty }\left({\frac {1}{6}}(1-s_{2}(\tau ))+k\right){\frac {(6k)!}{(3k)!k!^{3}}}{\frac {1}{j(\tau )^{k}}}={\frac {\sqrt {-J(\tau )}}{\pi }}{\frac {1}{\sqrt {n(1-J(\tau ))}}},}

die den durch Eisensteinreihen definierten Term

s 2 ( τ ) = E 4 ( τ ) E 6 ( τ ) ( E 2 ( τ ) 3 π I m ( τ ) ) {\displaystyle s_{2}(\tau )={\frac {E_{4}(\tau )}{E_{6}(\tau )}}\left(E_{2}(\tau )-{\frac {3}{\pi \mathrm {Im} (\tau )}}\right)}

beinhaltet.[4] Dabei bezeichnet k ! {\displaystyle k!} die Fakultät von k {\displaystyle k} . Daraus konnte nach Einsetzen des Heegner-Punkts τ = 1 + i 163 2 {\displaystyle \tau ={\tfrac {1+i{\sqrt {163}}}{2}}} der Chudnovsky-Algorithmus entwickelt werden, mit Hilfe dessen die Kreiszahl π {\displaystyle \pi } extrem schnell auf viele Nachkommastellen berechnet werden kann. Er nutzt aus, dass der Wert j ( 1 + i 163 2 ) {\displaystyle j\left({\tfrac {1+i{\sqrt {163}}}{2}}\right)} ganzzahlig ist. Über die Methoden, wie man j ( τ ) {\displaystyle j(\tau )} allgemein berechnet, kann man bereits diese und weitere Kuriositäten beobachten. Man weiß wegen der Fourier-Entwicklung j ( τ ) = e 2 π i τ + 744 + 196 884 e 2 π i τ + {\displaystyle j(\tau )=e^{-2\pi i\tau }+744+196\,884e^{2\pi i\tau }+\dotsb } , dass für Werte τ {\displaystyle \tau } mit größerem Imaginärteil die Zahl j ( τ ) {\displaystyle j(\tau )} bereits sehr nahe an e 2 π i τ + 744 {\displaystyle e^{-2\pi i\tau }+744} liegt. In der Tat findet man[5]

e π 163 = 262 537 412 640 768 743 , 999 999 999 999 250 . {\displaystyle e^{\pi {\sqrt {163}}}=262\,537\,412\,640\,768\,743{,}\,999\,999\,999\,999\,250\ldots .}

Ein ausführlicher Beweis dieser Formel findet sich hier:[6]

Diese ist ähnlich der Ramanujan-Formel zur Ermittlung von π[3] und ist ein Beispiel der Ramanujan-Sato-Reihen.

Implementierung des Algorithmus

π {\displaystyle \pi } kann mit beliebiger Genauigkeit durch Implementierung des oben genannten Algorithmus in eine dafür geeignete Programmierungsumgebung berechnet werden. Im Folgenden ein Beispiel mit MATLAB:[7]

function P = chud_pi(d)
% CHUD_PI Chudnovsky algorithm for pi.
% chud_pi(d) produces d decimal digits.

k = sym(0);
s = sym(0);
sig = sym(1);
n = ceil(d/14);
for j = 1:n
  s = s + sig * prod(3*k+1:6*k)/prod(1:k)^3 * ...
    (13591409+545140134*k) / 640320^(3*k+3/2);
  k = k+1;
  sig = -sig;
end
S = 1/(12*s);
P = vpa(S,d);

Einzelnachweise

  1. David Chudnovsky, Gregory Chudnovsky: Approximation and complex multiplication according to Ramanujan. In: Ramanujan revisited: proceedings of the centenary conference. 1988. 
  2. FH Graubünden: Algorithmus, Informationen über die Weltrekordberechnung 2021, abgerufen am 26. März 2022
  3. a b Nayandeep Deka Baruah, Bruce C. Berndt, Heng Huat Chan: Ramanujan’s series for 1/π: a survey. In: American Mathematical Monthly. Band 116, Nr. 7, 2009, S. 567–587, doi:10.4169/193009709X458555, JSTOR:40391165. 
  4. Nayandeep Deka Baruah, Bruce Berndt, Heng Huat Chan: Ramanujan’s series for 1 / π {\displaystyle 1/\pi } : A survey. Mathematics Student, S. 576.
  5. Jan Hendrik Bruinier, Gerard van der Geer, Günter Harder, Don Zagier: The 1-2-3 of Modular Forms. Lectures at a Summer School in Nordfjordeid, Norway, Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg, S. 73.
  6. Lorenz Milla: Ein ausführlicher Beweis der Chudnovsky-Formel mit elementarer Funktionentheorie. 2018, arxiv:1809.00533. 
  7. Cleve Moler: Computing π. (PDF) In: mathworks. 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2018; abgerufen am 3. März 2018.