Italienisches Treuhandgebiet Somalia

Wappen des Treuhandgebietes
Lage des Treuhandgebiets

Das Italienische Treuhandgebiet von Somalia (italienisch Amministrazione fiduciaria italiana della Somalia, Akronym „AFIS “), offiziell United Nations Trust Territory of Somaliland war zwischen 1949 und 1960 eine der von den Vereinten Nationen als Treuhandgebiet verwalteten ehemaligen Kolonien. Das aus Italienisch-Somaliland hervorgegangene Gebiet wurde ab 1. Januar 1950 zur Verwaltung wieder Italien anvertraut und die offizielle Bezeichnung um den Zusatz under Italian administration erweitert.

Als Hymne diente die Nationalhymne des Mutterlandes Il Canto degli Italiani. Bis 21. Oktober 1954 verwendete das Gebiet nur die italienische Flagge, in der Folgezeit aber stets in Verbindung mit der Flagge der Vereinten Nationen. Die Amtssprache war Italienisch, es wurde aber auch Somali als offizielle Sprache anerkannt, das zu dieser Zeit und noch bis 1972 nicht in lateinischen, sondern in arabischen Schriftzeichen geschrieben wurde. Das Gebiet umfasste etwa 500.000 km² mit ca. 1,3 Millionen Einwohnern (Stand 1955).[1] Als Währung diente ab 1950 der als Zahlungsmittel speziell für dieses Gebiet neu geschaffene Somalo.

Entwicklung

Im Jahr 1941 wurde Italienisch-Somaliland von Truppen Großbritanniens und Südafrikas während des Ostafrikafeldzugs der Anti-Hitler-Koalition besetzt, und Großbritannien übernahm die Verwaltung der ehemaligen italienischen Kolonie bis November 1949.

Die Vereinten Nationen erklärten nach Kriegsende das ehemals italienische Somalia zum UN-Treuhandgebiet und entschieden sich, seine Verwaltung für 10 Jahre wieder Italien anzuvertrauen. Italien übernahm die Kontrolle vom 1. Januar 1950 bis zur Entlassung in die Unabhängigkeit am 1. Juli 1960. Die im Nordwesten benachbarte britische Kolonie Somaliland war fünf Tage zuvor als State of Somaliland mit Mohammed Haji Ibrahim Egal als Premierminister unabhängig geworden und feierte gemeinsam mit dem Treuhandgebiet an dessen Unabhängigkeitstag die Vereinigung der Gebiete und Gründung der Republik Somalia.

Es wurden im Treuhandgebiet erstmals Parlamentswahlen im Jahre 1956 für den sogenannten Legislativen Rat abgehalten. Mit Abstand stärkste Kraft wurde die Somali Youth League (Somalische Jugendliga), eine Gruppierung die mit dem Ziel gegründet worden war, die verschiedenen somalischen Clans zu einen und in die Unabhängigkeit zu führen. Drei Jahre später, 1959, folgten bereits die letzten Parlamentswahlen in der italienischen Verwaltungszone. Die Somalische Jugendliga erhielt 83 von 90 Sitzen, was aber vor allem auf einen Wahlboykott der Opposition zurückzuführen war. Planung und Vorbereitungen zur Entlassung in die Unabhängigkeit und einer Vereinigung mit der britischen Kolonie waren zu diesem Zeitpunkt unter Premierminister und Generalsekretär der Jugendliga Abdullahi Issa längst in vollem Gange.

Weblinks

  • Antonio Morone: L'Onu e l'Amministrazione fiduciaria italiana in Somalia. (PDF; 173 kB) Abgerufen am 23. Oktober 2010 (italienisch). 
  • Trusteeship and Protectorate: The Road to Independence, über Library of Congress (englisch)

Einzelnachweise

  1. Bertelsmann Lexikon-Redaktion (Hrsg.): Bertelsmann Weltatlas. 36. Aufl., Bertelsmann, Gütersloh 1960, S. 279.
Somalische Staaten/Regimes
(Vorgänger- und Nachfolger- oder Zerfallsstaaten bzw. Regimes und ihr politisches System)
Kolonialzeit

Majerteen-Sultanat (1600–1924) | Staat der Derwische (1896–1920, Unabhängigkeitsbewegung/Miliz) | Deutsche Kolonialbestrebungen (1885–1890, Schutzverträge) | Italienisch-Somaliland (ab 1888 Protektorat unter Zivilverwaltung durch Kolonialgesellschaften, ab 1905 Kolonie) | Oltre Giuba (1924–1926), eigenständige Kolonie bis zur Angliederung an Ital.-Somaliland) | Italienisch-Ostafrika (1936–1941, enthielt Somalia als Teilgebiet, ab 1940 inkl. erobertes Britisch-Somaliland) | Britisch-Somaliland ( ab 1884 aus Britisch-Indien verwaltet, ab 1903 unter Foreign Office, 1905–1940 und ab 1941 Colonial Office)

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Treuhandgebiet Somalia (1947–1960) | Britisch-Somaliland (1941–1960, Kolonie) | Staat Somaliland (26. Juni 1960 – 1. Juli 1960, Übergangsstaat)

Ab Unabhängigkeit
bis zum Bürgerkrieg

Somalia Republik Somalia (Juli 1960 – Oktober 1969, demokratisches Präsidialsystem)
Somalia Demokratische Republik Somalia (Oktober 1969 – Januar 1991, sozialistischer Ein-Parteienstaat, Diktatur unter Siad Barre)

Bürgerkriegszeit
Zerfall des Zentralstaats
(Ansprüche auf Anerkennung)
als abgespaltener Staat

Republik Somaliland (seit 1991, Präsidialsystem)

als Teilstaat Somalias

Awdalland (1995) bzw. Awdal State of Somalia (2009) | Azania State of Somalia (2011–2013) | Galmudug State of Somalia (seit 2006) | Hiiraan State of Somalia (2010-2015) | Himan und Heeb State of Somalia (2010–2015) | Jubaland (1998-2001) bzw. Jubaland State of Somalia (seit 2013) | Khatumo State of Somalia (seit 2012) | Maakhir State of Somalia (2007–2009) | Ras Aseyr State of Somalia (seit 2011) | Saylac & Lughaya State of Somalia (2011) | Shabelle State of Somalia (seit 2014) | Südwestsomalia (1995–2004) bzw. South West State (seit 2014) | Puntland Puntland (seit 1998)

als Nachfolgeregierung
über Gesamtsomalia

Union islamischer Gerichte (2000–2007, Kritarchie) | Allianz für die Wiederbefreiung Somalias (2006–2009, Zentralkomitee) | Islamisches Emirat Somalia (seit 2008, al-Shabaab-Miliz) und mit internationaler Anerkennung: Somalia Nationale Übergangsregierung (2000–2004) | Somalia Föderale Übergangsregierung (2004–2012)

Neue Verfassung von 2012
am Bundesstaat
nicht beteiligt

Somaliland Somaliland (anerkannter Bundesstaat, betrachtet sich selbst aber nicht als Somalia zugehörig)
Khatumo (nicht als Bundesstaat anerkannt)

Zentralregierung

Somalia Bundesrepublik Somalia (parlamentarische Demokratie)