Willibald Riedler

Willibald Riedler, auch Willi Riedler, (* 1. September 1932 in Wien; † 24. Jänner 2018 in Graz[1][2]) war ein österreichischer Nachrichtentechniker und Weltraumwissenschaftler. Er war von 1975 bis 1977 Rektor der Technischen Universität Graz und von 1984 bis 2001 Direktor des Instituts für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Graz.

Leben

Willibald Riedler besuchte die Volksschule Zieglergasse in Wien-Neubau und anschließend die Oberschule bzw. Realschule Wien 7 in der Neustiftgasse (Schottenfelder Realschule). Sein Onkel war der Musiker Willi Boskovsky.[3][4] Während des Zweiten Weltkrieges besuchte Willibald Riedler vorübergehend auch die Schule in Zwettl. Nach der Matura 1950 studierte er an der Technischen Hochschule Wien Nachrichtentechnik (damals noch Schwachstromtechnik), das Studium schloss er 1956 als Diplomingenieur ab. Anschließend war er bis 1962 an der TH Wien am Institut für Hochfrequenztechnik als Assistent tätig. 1961 promovierte er zum Dr. techn., an der Universität Wien studierte er Meteorologie und Geophysik und promovierte 1966 zum Dr. phil.[2] Zu seinen Lehrern zählten Rudolf Inzinger (Mathematik), Ferdinand Steinhauser (Meteorologie), Berta Karlik (Kernphysik) und Hubert Rohracher (Philosophicum).[3] Von 1962 bis 1969 war er am Geophysikalischen Observatorium der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften in Kiruna tätig, wo er unter anderem Konsulent der European Space Research Organisation (ESRO) war.[5]

1968 wurde er als ordentlicher Professor an das neu gegründete Institut für Nachrichtentechnik und Wellenausbreitung an der Technischen Hochschule Graz berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2000 blieb.[6][7] Von 1973 bis 1975 fungierte er an der TH Graz als Dekan der Fakultät für Maschinenwesen und Elektrotechnik. Von 1975 bis 1977 war er gewählter Rektor der Technischen Universität Graz und Mitglied des Präsidialausschusses der Österreichischen Rektorenkonferenz.[5][1] Von 1978 bis 2002 war er außerdem Leiter des Instituts für Angewandte Systemtechnik der Forschungsgesellschaft Joanneum.[6]

1970 wurde in der Gesamtsitzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften die Gründung des Instituts für Weltraumforschung beschlossen. 1974/75 wurde Otto Burkard geschäftsführender Direktor, Willibald Riedler wurde zunächst stellvertretender Direktor, 1984 wurde er zum geschäftsführenden Direktor bestellt. 2001 wurde Wolfgang Baumjohann als Nachfolger von Willibald Riedler Abteilungsleiter, Hans Sünkel wurde zum geschäftsführenden Direktor bestellt.[7]

Willibald Riedler veröffentlichte rund 130 wissenschaftliche Arbeiten auf den Gebieten Nachrichtentechnik, Magnetosphären- und Ionosphärenphysik sowie der Physik des interplanetaren Raumes. Unter seiner Leitung wurden Messgeräte entwickelt, die an Bord von internationalen Höhenforschungs- und Stratosphärenballons sowie auf Sonden im interplanetaren Raum verwendet wurden. 1984 organisierte er in Graz den Kongress des Committee on Space Research (COSPAR) mit rund 1300 Teilnehmern. Außerdem war er am Aufbau der Satellitenstation Graz-Lustbühel beteiligt. 1991 hatte er die wissenschaftliche Leitung des sowjetisch-österreichischen Weltraumprojektes Austromir 91 mit Franz Viehböck als erstem Österreicher im Weltraum inne. Gemeinsam mit der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Graz führte er das Toningenieur-Studium neu ein.[2]

Willibald Riedler starb im Jänner 2018 im Alter von 85 Jahren.[2] Er wurde am Friedhof Graz-St. Peter bestattet.[8]

Sein Sohn ist der Jurist und Rektor der Universität Graz Peter Riedler.[9]

Auszeichnungen (Auswahl)

  • Weltraumforscher Willibald Riedler gestorben. Nachruf auf: Science.ORF.at. 25 Jänner 2018, abgerufen am 27. Jänner 2018.
  • Eintrag zu Willibald Riedler im Austria-Forum.
  • Interviews und Radiobeiträge mit Willibald Riedler im Onlinearchiv der Österreichischen Mediathek

Einzelnachweise

  1. a b Austromir-Leiter Willibald Riedler 85-jährig gestorben. Auf: derStandard.at. 25. Jänner 2018, abgerufen am 25. Jänner 2018.
  2. a b c d e Weltraumpionier Willibald Riedler tot. Auf: ORF.at. 25. Jänner 2018, abgerufen am 25. Jänner 2018.
  3. a b Interview mit dem Naturwissenschaftler Willibald Riedler - 1. Teil. Interview vom 26. Juli 2002, abgerufen am 4. Juni 2018.
  4. diepresse.com: „Dass alles geglückt ist, hat schon auch viele Nerven gekostet“. Artikel vom 30. September 2016, abgerufen am 4. Juni 2018.
  5. a b c d Eintrag zu Willibald Riedler im Austria-Forum.
  6. a b ÖAW trauert um Willibald Riedler. (Memento vom 25. Januar 2018 im Internet Archive) Auf: OeAW.ac.at. 25. Jänner 2018, abgerufen am 25. Jänner 2018.
  7. a b Geschichte. (Memento vom 25. Januar 2018 im Internet Archive) Auf: IWF.OeAW.ac.at. Abgerufen am 25. Jänner 2018.
  8. Traueranzeigen Willibald Riedler. In: trauer.kleinezeitung.at. 27. Januar 2018, abgerufen am 26. März 2022. 
  9. Peter Riedler wird neuer Rektor der Uni Graz. In: ORF.at. 23. Juni 2022, abgerufen am 24. Juni 2022. 
  10. Grazer „Weltraumpapst“ Willibald Riedler verstorben. Auf: KleineZeitung.at. 25. Jänner 2018, abgerufen am 25. Jänner 2018.
  11. Große Ehrenzeichen und Ehrenzeichen des Landes Steiermark für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Artikel vom 4. Mai 2017, abgerufen am 26. Mai 2018.
Professuren an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik an der Technischen Universität Graz

1. Institut für Elektrische Antriebstechnik und Maschinen: Karl Koller (1921–1938) | Karl Schäfer (1940–1944) | Anton Höpp (1940–1945) | Alfred Grabner (1949–1961) | Gerhard Aichholzer (1963–1986) | Manfred Rentmeister (1976–2005) | Annette Mütze (seit 2007) | Michael Hartmann (seit 2021)

2. Institut für Elektrische Anlagen und Netze: Hans Wierer (1940–1945) | Günther Oberdorfer (1947–1970) | Richard Muckenhuber (1974–1996) | Lothar Fickert (1999–2017) | Robert Schürhuber (seit 2017)

3. Institut für Grundlagen und Theorie der Elektrotechnik: Peter Klaudy (1950–1973) | Kurt Richter (1975–2000) | Oszkar Biro (2010–2019) | Manfred Kaltenbacher (seit 2020) Christian Adams (seit 2023)

4. Institut für Elektronik: Wilfried Fritzsche (1963–1982) | Hans Leopold (1984–2004) | Wolfgang Pribyl (2005–2016) | Bernd Deutschmann (seit 2014) | David Johannes Pommerenke (seit 2020)

5. Institut für Kommunikationsnetze und Satellitenkommunikation: Willibald Riedler (1969–2000) | Otto Koudelka (2003–2021) | Klaus Witrisal (seit 2023)

6. Institut für Hochspannungstechnik und Systemmanagement: Alfred Leschanz (1972–1980) | Hubert Gsodam (1982–1990) | Michael Muhr (1996–2012) | Uwe Schichler (seit 2014)

7. Institut für Elektrische Messtechnik und Sensorik: Harald Weiß (1973–1987) | Georg Brasseur (1999–2021) | Alexander Bergmann (seit 2016) | Hannes Wegleiter (seit 2023)

8. Institut für Regelungs- und Automatisierungstechnik: Gerhard Schneider (1974–1993) | Nicolaos Dourdoumas (1995–2013) | Martin Horn (seit 2014) | Daniel Watzenig (2017–2022) | Markus Reichhartinger (seit 2023)

9. Institut für Technische Informatik: Reinhold Weiß (1987–2011) | Kay Römer (seit 2013) | Marcel Carsten Baunach (seit 2014)

10. Institut für Elektrizitätswirtschaft und Energieinnovation: Heinrich Stigler (2001–2021) | Sonja Wogrin (seit 2021)

11. Institut für Signalverarbeitung und Sprachkommunikation: Gernot Kubin (seit 2001) | Franz Pernkopf (seit 2019) | Kai Siedenburg (seit 2023)

12. Institut für Hochfrequenztechnik: Wolfgang Bösch (seit 2010)

Normdaten (Person): GND: 10951985X (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n79009886 | VIAF: 256704655 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Riedler, Willibald
ALTERNATIVNAMEN Riedler, Willi
KURZBESCHREIBUNG österreichischer Nachrichtentechniker und Weltraumwissenschaftler
GEBURTSDATUM 1. September 1932
GEBURTSORT Wien
STERBEDATUM 24. Januar 2018
STERBEORT Graz