7,5-cm-Leichtgeschütz 40

7,5-cm-Leichtgeschütz 40


Allgemeine Angaben
Militärische Bezeichnung 7,5-cm-Leichtgeschütz 40
Entwickler/Hersteller Rheinmetall, Dürkopp
Produktionszeit 1940 bis ?
Stückzahl 450
Technische Daten
Rohrlänge 1,15 m
Kaliber 7,5 cm
Kaliberlänge L/10
Höhenrichtbereich −15° bis +65 Winkelgrad
Seitenrichtbereich unter 15° Erhöhung 360°, über 20° Erhöhung 50°

Das 7,5-cm-Leichtgeschütz 40 (kurz LG 40) war ein rückstoßfreies Geschütz der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.

Geschichte

Die Geschichte der „Düsengeschütze“ begann vor dem Zweiten Weltkrieg durch den Wunsch nach einem rückstoßfreien und auch nach einem besonders leichten Geschütz für die Fallschirmtruppe. Die beiden in der Entwicklung von Geschützen besonders erfahrenen Unternehmen Krupp in Essen und Rheinmetall in Düsseldorf wurden von der Wehrmacht hierfür herangezogen. Diese Waffen wurden dann im Weiteren als Leichtgeschütze bezeichnet.[1]

Es scheint, als haben bei diesem Projekt in der Phase der initialen Konzeption und Munitionsentwicklung beide Unternehmen anfänglich enger zusammengearbeitet als üblich. Dies war zum Teil sicher dadurch bedingt, dass die Fallschirmtruppe gefordert hatte, dass die Waffe eine Patronenmunition erhielt. So war die Zusammenarbeit angesichts dieses völlig neuen Geschütztypen durchaus logisch und sinnvoll, da vieles noch Grundlagenforschung war.[2]

Die Entwicklungsarbeit zeigte dann auch eine größere Zahl von Entwürfen und Prototypen LG 240 (Rh), LG 290 (Rh), LG 310 (Rh), 7,5-cm-LG 1 (370) (Rh), 7,5-cm-LG 1 (300) (Kp). Die beiden Prototypen des LG 1 von Krupp und Rheinmetall wurden schließlich präsentiert und bewertet. Beide Waffen konnten mit handelsüblichen abnehmbaren Motorrad-Rädern fahrbar gemacht werden. Auch war vorgesehen, dass ein Trupp von 4 Mann das Geschütz in unebenem Gelände tragen können sollte. Der Krupp-Prototyp wurde als zu schwer und unhandlich abgelehnt. Rheinmetall fertigte, nachdem man die Einwände der Prüfkommission gegen deren ersten Prototypen gehört hatte, zügig ein neues Modell, welches bereits stark dem später eingeführten Modell ähnelte.[1]

Das dann 1940 als 7,5-cm-Leichtgeschütz 1 eingeführte Geschütz wurde erstmals bei der deutschen Luftlandung auf Kreta im Mai 1941 eingesetzt. Dabei traten Mängel durch die nun zu leicht gebauten Lafette auf und die Nachteile einer Patronenmunition wurden offensichtlich. Es war weitere Entwicklungsarbeit nötig.

Die gemachten Einsatzerfahrungen mit dem 7,5-cm-LG 1 führten zum 7,5-cm-Leichtgeschütz 40, bei dem nun mit unterschiedlichen Ladungen in klassischer Weise die Reichweite der Waffe beeinflussbar war. Auch wurde der zentrale Zündmechanismus an die Seite der Geschosse verlegt, da der Schlagbolzen von den nach hinten strömenden Gasen beim Abschuss des LG 1 regelmäßig beschädigt wurde.

Von insgesamt 450 Leichtgeschützen 40 wurden nur 170 direkt bei Rheinmetall gefertigt, die restlichen 280 wurden von Dürkopp in Bielefeld gebaut.[2] Der Herstellungspreis des Geschützes betrug 6470 RM.[3]

Die Lebensdauer eines Rohres, das 5 oder 5,83 Kilogramm schwere Geschosse verschoss, betrug ungefähr 10.000 Schuss.

Einsatz

Nach dem erfolgreichen Einsatz der Fallschirmtruppen im Westfeldzug war man im deutschen Oberkommando von der Schlagkraft dieser Truppen überzeugt. Die deutschen Operationen auf dem Balkan und in Griechenland gegen die britischen Streitkräfte und die mit diesen verbündeten Staaten verliefen 1941 erfolgreich. Doch befanden sich immer noch britische Kräfte auf Kreta, das eine hervorragende Basis bildete, um den inzwischen in Nordafrika kämpfenden Truppen die Versorgung abzuschneiden. Es wurde entschieden, eine Luftlandeoperation durchzuführen.

Das LG 1 war inzwischen bei der Fallschirmtruppe eingeführt und so wurde es im Rahmen des Unternehmen Merkur, mit den Luftlandetruppen per Fallschirmabwurf und in Lastenseglern eingesetzt. Ein großer Nachteil der Leichtgeschütze zeigte sich in dem nach hinten austretenden Gasstrahl, der die Kanoniere gefährdete und dem Gegner die Stellung verriet. Auch die große Staubwolke beim Abschuss war hinderlich und nicht zu verbergen, doch unvermeidbar. Das Leuchten des Gasstrahls wurde später durch Zusätze zum Treibladungspulver unterbunden.

Der Einsatz auf Kreta hatte gezeigt, dass die Waffe für die Fallschirmtruppe geeignet war und doch einige Nachteile gegenüber konventioneller Artillerie mit sich brachte. Man befand jedoch, dass dies für die ansonsten ohne Artillerie-Ausrüstung einzusetzende Fallschirmtruppe akzeptabel war.

Die vorhandenen 7,5-cm-Leichtgeschütze LG 1 und 40 wurden in den folgenden Jahren bei den Fallschirmtruppen verwendet und verbraucht. Weitere Geschütze im Kaliber 7,5-cm wurden nicht eingeführt, das OKH hatte entschieden, dass künftig das 10,5-cm-Leichtgeschütz 40 weitergebaut werden sollte.[2]

Auch im Gebirge oder bei Schnee konnte das Leichtgeschütz 40 transportiert werden. Dazu wurde dieser zerlegt und in zwei Lasten auf sogenannte Boots-Akja aufgeteilt, welche ab 1942 zur Verfügung standen.

  • Boots-Akja mit Rohr
    Boots-Akja mit Rohr
  • Boots-Akja mit Lafette, Achse, Rädern, Holmen und Munitionsbehältern
    Boots-Akja mit Lafette, Achse, Rädern, Holmen und Munitionsbehältern

Konzept

Eine rückstoßfreie Waffe erreicht man, indem man dem Rücklaufimpuls, der beim Abfeuern einer konventionellen Waffe als Rückstoß bezeichnet wird, einen Vorlaufimpuls, als eine gegenwirkende Kraft entgegensetzt. Hierdurch bleibt bei diesen Waffen das Rohr in seiner Position und ermöglicht einen gezielten Schuss. Da keine Teile für einen mechanischen Rückstoßausgleich erforderlich sind, können solche Waffen mit geringerem Gewicht konstruiert werden als herkömmliche. Nachteilig im Hinblick auf die Munition ist, dass eine größere Treibladung erforderlich ist, um die gegeneinander wirkenden Kräfte zu erzeugen.[1]

Varianten

Es wurden die Varianten 7,5-cm-LG 40 mit einer Leichtmetalllafette (173 kg) und 7,5-cm-LG 40/1 mit einer Stahlrohrlafette (207 kg) gebaut.[1]

Siehe auch

Literatur

  • Joachim Engelmann: Das Buch der Artillerie. 1939–1945. Lizenzausgabe. Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2004, ISBN 3-89555-179-1 (Dörfler Zeitgeschichte).
  • Terry Gander, Peter Chamberlain: Enzyklopädie deutscher Waffen: 1939–1945. Handwaffen, Artillerie, Beutewaffen, Sonderwaffen. 1. Auflage. Motorbuchverlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-613-01975-2 (Originaltitel: Small arms; artillery and special weapons of the Third Reich. 1978. Übersetzt von Herbert Jäger). 
  • Ian Hogg: Deutsche Artilleriewaffen im Zweiten Weltkrieg. 1. Auflage. Motorbuchverlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-87943-504-9 (englisch: German artillery of World War Two. 1975. Übersetzt von Hugo Friedrich). 
Commons: 7,5-cm-Leichtgeschütz 40 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Karl R. Pawlas: Rückstoßfreie Geschütze. In: Waffen-Revue. Nr. 43. Journal-Verlag Schwend GmbH, Schwäbisch Hall 1981, S. 6921 ff. 
  2. a b c Terry Gander, Peter Chamberlain: Enzyklopädie Deutscher Waffen. 1. Auflage. Motorbuch, Stuttgart 1999, ISBN 3-613-01975-2, S. 310 ff. 
  3. Fritz Hahn: Waffen und Geheimwaffen des deutschen Heeres 1933–1945, Bd. 1, Koblenz 1986 S. 143
Artillerie der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg
Flugabwehr

2-cm-Flak 282-cm-Flak 292-cm-Flak 302-cm-Flak 382-cm-Flak-Vierling 382-cm-Flak-Vierling 38/432-cm-Gebirgs-Flak 382-cm-Fla-Drillings-MG 151/203-cm-Flak 103/383-cm-Flakzwilling 3033,7-cm-SK C/30 in Einh.-Laf. C/343,7-cm-Flak 183,7-cm-Flak 363,7-cm-Flak 373,7-cm-Flak M423,7-cm-Flak 433,7-cm-Flak-Zwilling 434-cm-Flak 285-cm-Flak 418,8-cm-Flak 188,8-cm-Flak 36/378,8-cm-Flak 4110,5-cm-Flak 3810,5-cm-Flak 3912,8-cm-Flak 4012,8-cm-Flak-Zwilling 40

Kampfwagenkanonen

2-cm-KwK 303,7-cm-KwK 363,7-cm-KwK 38 (t)5-cm-KwK 385-cm-KwK 397,5-cm-KwK 377,5-cm-KwK 407,5-cm-KwK 428,8-cm-KwK 368,8-cm-KwK 4312,8-cm-KwK 44

Panzerabwehr

2,8-cm-schwere Panzerbüchse 413,7-cm-Pak4,2-cm-leichte Pak 414,7-cm-Pak 36 (t) • 4,7-cm-Festungs-Pak (t) • 5-cm-Pak 385-cm-KwK in Sockellafette I7,5-cm-Pak 97/387,5-cm-Pak 397,5-cm-Pak 407,5-cm-Pak 417,5-cm-Pak 507,62-cm-Pak 368-cm-Panzerabwehrwerfer 6008,8-cm-Pak 4312,8-cm-Pak 44

Infanterie- und
Gebirgsgeschütze

7,5-cm-leichtes Infanteriegeschütz 187,5-cm-Gebirgsgeschütz 187,5-cm-Infanteriegeschütz 377,5-cm-Infanteriegeschütz 427,5-cm-Gebirgsgeschütz 347,5-cm-Gebirgsgeschütz 3610,5-cm-Gebirgshaubitze 4015-cm-schweres Infanteriegeschütz 33

Rückstoßfreie Geschütze

7,5-cm-Leichtgeschütz 40 • 10,5-cm-Leichtgeschütz 4010,5-cm-Leichtgeschütz 42

Granatwerfer

5-cm-Granatwerfer 365-cm-Maschinengranatwerfer M198-cm-Granatwerfer 34Kurzer 8-cm-Granatwerfer 42

Schwere Granatwerfer

10-cm-Nebelwerfer 3510-cm-Nebelwerfer 4012-cm-Granatwerfer 42220-cm-leichter-Ladungswerfer21-cm-Wurfmörser 6920-cm-Ladungswerfer38-cm-Ladungswerfer

Raketenartillerie

Henschel Hs 2977,3-cm-Propagandawerfer 418-cm-Raketen-Vielfachwerfer8,8-cm-Raketenwerfer 4315-cm-Do-Gerät15-cm-Nebelwerfer 4121-cm-Nebelwerfer 4228/32-cm-Nebelwerfer 4130-cm-Nebelwerfer 4230-cm-Raketen-Werfer 56Wurfrahmen 40

Feld-, mittlere und
schwere Geschütze

7,5-cm-Feldkanone 16nA7,5-cm-Feldkanone 187,5-cm-Feldkanone 387,5-cm-Feldkanone 7M857,5-cm-Feldkanone 7M5910-cm-Kanone 17Schwere 10-cm-Kanone 18Schwere 10-cm-Kanone 4210,5-cm-leichte Feldhaubitze 1610,5-cm-leichte Feldhaubitze 1810,5-cm-leichte Feldhaubitze 18M10,5-cm-leichte Feldhaubitze 18/3910,5-cm-leichte Feldhaubitze 18/4012,8-cm-Kanone 81/112,8-cm-Kanone 81/215-cm-lange schwere Feldhaubitze 1315-cm-schwere Feldhaubitze 1815-cm-schwere Feldhaubitze 3615-cm-schwere Feldhaubitze 4215-cm-Schnelladekanone C/2515-cm-Hochdruckpumpe „Tausendfüßler“15-cm-Kanone 1615-cm-Kanone 1815-cm-Kanone 3915-cm-Schnelladekanone C/2815-cm-Schnelladekanone C/28 in Mörserlafette17-cm-Schnelladekanone L/4017-cm-Kanone 18

Eisenbahngeschütze
(internationale Liste)

15-cm-Kanone (E) • 17-cm-Kanone (E) • 20,3-cm-Kanone (E) • 21-cm-Kanone 12 (E) • 24-cm-Kanone Theodor (E) • 24-cm-Kanone Theodor-Bruno (E) • 28-cm-Kanone Bruno (E) • 28-cm-Kanone 5 (E) • 38-cm-Kanone Siegfried (E) • 80-cm-Kanone (E)

Küstenartillerie und
Belagerungsgeschütze
(internationale Liste)

8,8-cm-Schnelladekanone C/308,8-cm-Schnelladekanone C/3110,5-cm-Schnelladekanone C/3212,7-cm-Schnelladekanone C/3420,3-cm-Schnelladekanone C/3421-cm-Mörser 1621-cm-Mörser 1821-cm-Kanone 3821-cm-Kanone 3924-cm-Haubitze 3924-cm-Haubitze 39/4024-cm-Kanone L/4624-cm-Kanone 324-cm-Kanone L/3524-cm-Schnelladekanone L/4024-cm-Schnelladekanone L/5028-cm-Haubitze L/1228-cm-Küstenhaubitze • 28-cm-Schnelladekanone L/40 • 28-cm-Schnelladekanone L/4528-cm-Schnelladekanone L/5028-cm-Schnelladekanone C/2828-cm-Schnelladekanone C/3430,5-cm-M.11-Mörser30,5-cm-Schnelladekanone L/5035,5-cm-Haubitze M138-cm-Schnelladekanone C/3440,6-cm-Schnelladekanone C/34 • 42-cm-Gamma Mörser • 60-cm/54-cm-Mörser „Karl“