The Imp of the Perverse

The Imp of the Perverse (etwa Der Alb der Perversheit) ist eine Kurzgeschichte von Edgar Allan Poe, die dieser erstmals 1845 in Graham's Lady's and Gentleman's Magazine veröffentlichte. Er setzt sich darin mit zwanghaftem, selbstschädigendem Verhalten insbesondere eines Verbrechers auseinander. Es liegen verschiedene deutsche Übersetzungen mit unterschiedlichen Titeln vor.

Inhalt

Der Erzähler, von dem wir erst spät erfahren, dass er in der Todeszelle sitzt und auf seine Hinrichtung wartet, konfrontiert uns mit seiner Theorie vom Alb der Perversheit, dem von ihm postulierten Trieb, der uns Dinge tun lässt, die unseren Interessen oder aber auch dem Recht diametral entgegengesetzt sind. Dafür führt er drei Situationen an:

  • Ein einer knappen und konzisen Ausdrucksweise durchaus mächtiger Sprecher wird plötzlich von der Versuchung geplagt, sich weitschweifig und Ärgernis erregend zu äußern - und gibt dieser Versuchung nach, nur weil sie ihn versucht.
  • Eine Aufgabe muss dringend erledigt werden, nach ihrer Erledigung winkt hoher Lohn, aber der, der sie erledigen soll, schiebt das auf den nächsten Tag - und wieder auf den nächsten, obgleich er genau weiß, dass er sich dadurch schädigt - bis es schließlich zu spät ist.
  • An einem Abgrund stehend, spürt die Gedankenversuchsperson dessen Sog, fühlt sich versucht, ja verlockt, sich hinabzustürzen, obgleich sie es in keiner Weise will, tut es aber, wenn nicht ein freundschaftlicher Arm zur Stelle ist und den Sprung verhindert.

Nach dieser umfangreichen theoretischen Vorbereitung auf den Schluss der Geschichte hören wir, dass der Erzähler offenbar aus Gewinnsucht den Mann, dessen Erbe er antreten will, mittels einer vergifteten Kerze so raffiniert umgebracht hat, dass der Leichenbeschauer keinerlei Verdacht schöpft. Der Erzähler hat einen perfekten Mord inszeniert, tritt das Erbe an, genießt es, wird aber plötzlich, durch die Straßen der Stadt laufend, vom Alb der Perversheit ergriffen, verhält sich verdächtig, wird festgenommen, gesteht alles und sieht nun seiner Hinrichtung entgegen.

Deutung

Ein imp ist ein Gnom oder Troll oder Dämon.[1] Man würde Poe freilich unterschätzen, nähme man an, er wolle hier nur einen lustigen Aberglauben skizzieren. Er will zu einer Zeit, als die wissenschaftliche Psychologie über die Phrenologie noch nicht hinausgediehen ist, eine Theorie paradoxalen Handelns aufstellen, wie bereits Paulus von Tarsus es formuliert: „Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.“[2] Freilich vermischt Poe dabei die moralische mit der utilitaristischen Betrachtungsweise: Nicht den Mord provoziert der Alb der Perversheit, sondern dessen Geständnis. Von daher lässt sich der Alb der Perversheit wie in den thematisch verwandten Kurzgeschichten Das verräterische Herz und Der schwarze Kater auch als Stimme des Gewissens interpretieren.

Autobiografisch arbeitet Poe erneut seinen Gram darüber ab, dass sein reicher Ziehvater John Allan ihm nicht einen Cent vermachte, als er starb. In der Darstellung des selbstzerstörerisch alles Aufschiebenden ist unschwer der Alkoholiker zu erkennen.

In vielerlei Hinsicht nimmt Poe mit der Beschreibung des von ihm so genannten Imp of the Perverse Beobachtungen und psychologische Theorien vorweg, die Sigmund Freud mehr als 70 Jahre später unter dem Begriff Todestrieb in die Psychoanalyse eingeführt hat.[3]

Literarische Anspielungen

  • Johann Spurzheim[4] war Phrenologe und Schüler des Begründers der Phrenologie Franz Joseph Gall.

Deutsche Übersetzungen (Auswahl)

  • 1901: Hedda Moeller: Der Geist des Bösen.[5] J.C.C. Bruns, Minden
  • 1922: Gisela Etzel: Der Teufel der Verkehrtheit.[6] Propyläen Verlag, München
  • 1922: Joachim von der Goltz: Der Kobold der Perversion. Rösl, München
  • 1925: Stefan Hofer: Der Dämon der Perversität. Interterritorialer Verlag „Renaissance“, Wien
  • 1945: Marlies Wettstein: Wider den Stachel. Artemis Verlag, Zürich
  • 1966: Hans Wollschläger: Der Alb der Perversheit. Walter Verlag, Freiburg i. Br.
  • 1989: Heide Steiner: Der Wider-Geist. Insel-Verlag, Leipzig, ISBN 3735101151.
  • 2020: Andreas Nohl: Der Dämon der Perversität. dtv, München, ISBN 978-3-423-28215-4.
  • Englischer Originaltext
  • Aktualisierende Übersetzung ins Deutsche von Hedda Eulenberg (PDF; 256 kB)

Einzelnachweise

  1. vgl. imp in der englischen Wikipedia
  2. Römerbrief 7, 19
  3. Ein ausführlicher Vergleich zwischen Freuds Todestrieb und Poes Imp of the Perverse beispielsweise in: Hanna Seiringer, Edgar Allan Poe’s Depiction of the Human Mind, Diplomarbeit, Karl-Franzens-Universität Graz, online hier als PDF (englisch).
  4. Zu Spurzheim vgl. in der englischen Wikipedia
  5. Der Geist des Bösen (PDF; 250 kB)
  6. Der Teufel der Verkehrtheit bei projekt-gutenberg.org
Gedichte

Tamerlane (1827) • Song (1827) • Dreams (1827) • Spirits of the Dead (1827) • Evening Star (1827) • Imitation (1827) • Stanzas (1827) • A Dream (1827) • The Happiest Day (1827) • The Lake (1827) • Sonnet—To Science (1829) • Al Aaraaf (1829) • Romance (1829) • To — — (1829) • To The River — (1829) • To M— (1829) • Fairy-Land (1829) • To Helen (1831) • Israfel (1831) • Die Schlafende (1831) • The Valley of Unrest (1831) • The City in the Sea (1831) • Enigma (1833) • Serenade (1833) • To — (Sleep On) (1833) • Fanny (1833) • The Coliseum (1833) • To One in Paradise (1834) • To Elizabeth (1835) • To Mary (1835) • Bridal Ballad (1837) • To Zante (1837) • The Haunted Palace (1839) • Sonnet — Silence (1840) • Der Erobererwurm (1843) • Lenore (1843) • Dream-Land (1844) • Eulalie (1845) • Der Rabe (1845) • Impromptu. To Kate Carol (1845) • To — (1845) • The Divine Right of Kings (1845) • Stanzas (1845) (1845) • A Valentine (1846) • To M. L. S— (1847) • Ulalume (1847) • To Marie Louise (1848) • An Enigma (1848) • The Bells (1849) • A Dream Within a Dream (1849) • For Annie (1849) • Eldorado (1849) • To my Mother (1849) • Annabel Lee (1849) • O, Tempora! O, Mores! (1868) • Alone (1875)

Gedichtbände

Tamerlane and Other Poems (1827) • Al Aaraaf, Tamerlane and Minor Poems (1829) • Poems (1831) • The Raven and Other Poems (1845)

Geschichten

Metzengerstein (1832)  • The Duc de L’Omelette (1832) • A Tale of Jerusalem (1832) • Loss of Breath (1832) • Bon-Bon (1832) • MS. Found in a Bottle (1833) • Die Verabredung (1834) • Berenice (1835) • Morella (1835) • Lionizing (1835) • The Unparalleled Adventure of One Hans Pfaall (1835) • König Pest (1835) • Shadow – A Parable (1835) • Four Beasts in One – The Homo-Cameleopard (1836) • Mystification (1837) • Silence – A Fable (1837) • Ligeia (1838) • How to Write a Blackwood Article (1838) • A Predicament (1838) • The Devil in the Belfry (1839) • The Man That Was Used Up (1839) • Der Untergang des Hauses Usher (1839) • William Wilson (1839) • The Conversation of Eiros and Charmion (1839) • Why the Little Frenchman Wears His Hand in a Sling (1840) • The Business Man (1840) • Der Mann der Menge (1840) • Der Doppelmord in der Rue Morgue (1841) • A Descent into the Maelström (1841) • The Island of the Fay (1841) • The Colloquy of Monos and Una (1841) • Never Bet the Devil Your Head (1841) • Eleonora (1841) • Drei Sonntage in einer Woche (1841) • Das ovale Porträt (1842) • Die Maske des Roten Todes (1842) • The Landscape Garden (1842) • Das Geheimnis der Marie Rogêt (1842) • Die Grube und das Pendel (1842) • Das verräterische Herz (1843) • Der Goldkäfer (1843) • Der schwarze Kater (1843) • Diddling (1843) • The Spectacles (1844) • A Tale of the Ragged Mountains (1844) • The Premature Burial (1844) • Mesmerische Offenbarung (1844) • Die längliche Kiste (1844) • The Angel of the Odd (1844) • Thou Art the Man (1844) • The Literary Life of Thingum Bob, Esq. (1844) • Der entwendete Brief (1844) • The Thousand-and-Second Tale of Scheherazade (1845) • Some Words with a Mummy (1845) • The Power of Words (1845) • The Imp of the Perverse (1845) • The System of Doctor Tarr and Professor Fether (1845) • Die Tatsachen im Fall Waldemar (1845) • Die Sphinx (1846) • Das Fass Amontillado (1846) • The Domain of Arnheim (1847) • Mellonta Tauta (1849) • Hopp-Frosch (1849) • Von Kempelen and His Discovery (1849) • X-ing a Paragrab (1849) • Landor’s Cottage (1849)

Andere Werke

Maelzel’s Chess Player (1836) • The Daguerreotype (1840) • The Philosophy of Furniture (1840) • A Few Words on Secret Writing (1841) • The Rationale of Verse (1843) • Morning on the Wissahiccon (1844) • Old English Poetry (1845) • Die Philosophie der Komposition (1846) • Das poetische Prinzip (1846) • Heureka (1848) • The Balloon-Hoax (1844) • The Narrative of Arthur Gordon Pym of Nantucket (1838) • Das Tagebuch des Julius Rodman (1840) • Politian (1835) • The Conchologist’s First Book (1839) • Der Leuchtturm (1849)