Der Schnupfen

Der Schnupfen (Originaltitel: Katar) ist ein Kriminalroman des vor allem durch seine Science-Fiction-Romane bekannten polnischen Autors Stanisław Lem aus dem Jahr 1976. Er wurde 1979 mit dem Grand prix de littérature policière als bester fremdsprachiger Roman ausgezeichnet.[1]

Inhalt

Während zweier Jahre ereignen sich in Neapel eine Reihe mysteriöser Todesfälle. Alle Opfer sind Ausländer, alleinreisend und der italienischen Sprache nicht oder nur in geringem Umfang mächtig, um die 50, Allergiker und haben in Neapel Schwefelbäder besucht. Alle haben Anzeichen von Wahnsinn gezeigt und danach Selbstmord begangen. Diverse Umstände legen eine Vergiftung durch einen Serientäter nahe, doch sowohl die örtliche Polizei als auch Interpol sind ratlos. Der ehemalige Astronaut John soll die Reise eines der Toten, soweit bekannt, nachvollziehen. Doch dies bleibt ohne Ergebnis. Nachdem er einen Bombenanschlag am Flughafen Rom überlebt hat, beschließt er, mittlerweile in Paris, die ganze Sache aufzugeben.

Durch eine Verkettung unwahrscheinlicher Ereignisse passiert ihm dann in Frankreich genau das, was den Anderen in Italien widerfahren ist. Nur seiner Ausbildung als Astronaut verdankt er sein Überleben. Schließlich wird herausgefunden, dass eine extrem seltene Kombination aus einem bestimmten Antiallergikum und einem Haarwuchsmittel, katalysiert durch Rhodanid, Halluzinationen und schwere Depressionen hervorruft und zum Selbstmord der Touristen geführt hat.

Wie in Lems früher erschienenem Roman Die Untersuchung gibt es auch in Der Schnupfen keinen Täter. Die Geschehnisse sind nur (extrem unwahrscheinliche) Zufälle, und dass „der Protagonist das Rätsel löst, ist ein statistischer Zufall – so unbefriedigend diese Antwort für die Frage nach dem Sinn der Erkenntnissuche auch sein mag.“[2] Der Roman verdeutlicht die Aussage, dass auch unwahrscheinliche Ereignisse, eine genügend große Anzahl Versuche vorausgesetzt, mit hoher Wahrscheinlichkeit eintreten. „Die Menschheit hat sich so vermehrt und verdichtet, daß atomare Gesetze sie zu lenken beginnen. Jedes Gasatom bewegt sich chaotisch, aber ebendieses Chaos gebiert die Ordnung als Stabilität des Drucks.“[3] Ähnliche Konzepte aus der statistischen Mechanik liegen auch Isaac Asimovs fiktiver Wissenschaft Psychohistorik zu Grunde.

Ausgaben

  • Stanisław Lem: Katar. Wydawnictwo Literackie, Kraków 1976.
  • Stanisław Lem: Der Schnupfen (übersetzt von Roswitha Buschmann). Volk und Welt, Berlin 1977.
  • Stanisław Lem: Der Schnupfen (übersetzt von Klaus Staemmler). Insel, Frankfurt am Main 1977, ISBN 3-458-05027-2.
  • Stanisław Lem: Der Schnupfen (übersetzt von Klaus Staemmler). Suhrkamp, Frankfurt am Main 1979, ISBN 3-518-37070-7 (= Phantastische Bibliothek, Band 33).
  • Stanisław Lem: Der Schnupfen (übersetzt von Klaus Staemmler). Suhrkamp, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-518-74335-5 (E-Book).
  • Stanisław Lem: Der Schnupfen (übersetzt von Klaus Staemmler). Eder & Bach, München 2015, ISBN 978-3-945386-14-9.

Einzelnachweise

  1. Preisträger von 1948 bis 2005 bei polars.org (frz.) (Memento vom 28. Oktober 2014 im Internet Archive)
  2. Dieter Hasselblatt, C. Pranitsch: Der Schnupfen. In: Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Kindlers Literatur-Lexikon. Band 9: Kes – Len. 3. völlig neu bearbeitete Auflage. Metzler, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-476-04000-8, S. 795.
  3. Stanisław Lem: Der Schnupfen. Suhrkamp, Frankfurt am Main, 1979, ISBN 3-518-37070-7, S. 198.
Werke von Stanisław Lem

Science-Fiction-Werke: 1946 Człowiek z Marsa (dt. Der Mensch vom Mars, 1989) | 1951 Astronauci (dt. Der Planet des Todes / Die Astronauten, 1954) | 1955 Obłok Magellana (dt. Gast im Weltraum, 1956) | 1957 Dzienniki gwiazdowe (dt. Sterntagebücher, 1961) | 1959 Eden (dt. Eden, 1960) | 1961 Solaris (dt. Solaris, 1972) | 1961 Pamiętnik znaleziony w wannie (dt. Memoiren, gefunden in der Badewanne, 1974) | 1961 Powrót z gwiazd (dt. Transfer / Rückkehr von den Sternen, 1974) | 1964 Niezwyciężony (dt. Der Unbesiegbare, 1967) | 1964 Bajki robotów (dt. Robotermärchen, 1969) | 1965 Cyberiada (dt. Kyberiade, 1983) | 1968 Opowieści o pilocie Pirxie (dt. Pilot Pirx, 1978) | 1968 Głos Pana (dt. Die Stimme des Herrn, 1981) | 1969 Opowiadania (dt. Nacht und Schimmel, 1972) | 1971 Kongres futurologiczny (dt. Der futurologische Kongreß, 1974) | 1976 Maska (dt. Die Maske, 1978) | 1981 Golem XIV (dt. Also sprach Golem, 1984) | 1982 Wizja Lokalna (dt. Lokaltermin, 1985) | 1986 Pokój na ziemi (dt. Der Flop / Frieden auf Erden, 1986) | 1987 Fiasko (dt. Fiasko, 1986) |

Verschiedene: 1951 Jacht „Paradise” (Theaterstück, mit Roman Hussarski) | 1955 Szpital przemienienia (dt. Die Irrungen des Dr. Stefan T. / Das Hospital der Verklärung, 1959) | 1957 Dialogi (dt. Dialoge, 1980) | 1959 Śledztwo (dt. Die Untersuchung, 1975) | 1964 Summa technologiae (dt. Summa technologiae, 1976) | 1968 Filozofia przypadku (dt. Philosophie des Zufalls, 1983 / 1985) | 1968 Wysoki Zamek (dt. Das Hohe Schloß, 1974) | 1970 Fantastyka i futurologia (dt. Phantastik und Futurologie, 1977 / 1980) | 1971 Doskonała próżnia (dt. Die vollkommene Leere, 1973; Das absolute Vakuum, 1984) | 1973 Wielkość urojona, (dt. Imaginäre Größe, 1976) | 1976 Katar(dt. Der Schnupfen 1976) | 1978 Rozprawy i szkice, (dt.  aufgeteilt auf Sade und die Spieltheorie, 1986; Über außersinnliche Wahrnehmung, 1987; Science-fiction: ein hoffnungsloser Fall mit Ausnahmen, 1987) | 1980 Prowokacja, (dt. Provokation, 1981) | 1983 One Human Minute, (dt. Eine Minute der Menschheit, 1983) | 1983 Weapon Systems of the 21st Century or the Upside Down Evolution, (dt. Waffensysteme des 21. Jahrhunderts, 1983) | 1983 The World as Holocaust, (dt. Das Katastrophenprinzip, 1983) | 1992 Die Vergangenheit der Zukunft | 1996 Tajemnica chińskiego pokoju, (dt. Die Technologiefalle, 2000) | 1999 Bomba megabitowa, (dt. Die Megabit-Bombe, 2003) | 2000 Okamgnienie, (dt. Riskante Konzepte, 2001) | 2003 DyLEMaty | 2006 Rasa drapieżców – Teksty ostatnie | 2009 Sknocony kryminał (posthum) |

Verfilmungen: 1960 Der schweigende Stern | 1963 Ikarie XB 1 | 1968 Solaris | 1972 Solaris | 1974 Die Untersuchung | 1978 Testflug zum Saturn | 2002 Solaris | 2007/2011 Ijon Tichy: Raumpilot

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